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MADAME MONSIEUR – Istituto Svizzero di Roma
1998
Die Villa Maraini
Der 1903-1905 erbaute, herrschaftliche Wohnsitz ging
1947 als Schenkung der Witwe des Bauherrn, Donna Carolina
Maraini-Sommaruga, in den Besitz der Eidgenossenschaft
über. Dem Wunsch der Stifterin folgend wurde die
Villa im Jahr darauf vom Bundesrat zum Sitz des Schweizerischen
Instituts in Rom erklärt und bietet seither jüngeren
Schweizer Kulturschaffenden und Akademikern die Möglichkeit
zu einem längeren Studienaufenthalt in der geschichtsträchtigen
Kulturmetropole.
In Anspielung an die bedeutende architekturgeschichtliche
Tradition Roms hatte der Architekt die vier Fassaden der
Villa Maraini mit einem feinmaschigen Blendwerk verschiedener
ineinander verwobener und sich überlagernder Ordnungs-
und Dekorationssysteme verkleidet. Dabei ging es ihm um
den Repräsentationsanspruch einzelner Bauteile und
Geschosse durch den Einsatz von unterschiedlichen Materialen
und architektonischen Würdeformen, wie glasierte
Formziegel, freistehende Marmorsäulen, Hermenpfeiler,
aufwendige Fensterverdachungen, antikische Kranzgesimse
etc. zu akzentuieren, und darüber hinhaus dem Bauwerk
als Ganzem mittels lebendigster Schattenwirkung des filigranen
Oberflächendekors ein Fluidum feudaler Prachtenfaltung
und überzeitlicher "Romanità"
zu verleihen.
Die Innenausstattung der grossbürgerlichen Villa
des Historismus hatte dem Anspruch nach wohnlicher Behaglichkeit
ebenso zu genügen, wie dem nach ausgeprägter
Funktionalität (was nicht zuletzt auch eine technologisch
fortschrittliche Infrastruktur voraussetzte), ohne dabei
den zentralen Aspekt gesellschaftlicher Repräsentation
ausser Acht zu lassen. Längst hatte man im Prinzip
der individuellen Grundrissplanung, des "Bauens
von innen nach aussen", wie es erstmals die englische
Landhausarchitektur im spätem 18. Jahrhundert mit
der ihr charakteristischen freien Addierung und Durchdringung
von Baukörpern vorgezeigt hatte, das geeignete Mittel
erkannt, diese komplexen Forderungen unter einen Hut zu
bringen.
Dekorativer Aufwand und historisierender Stil waren auf
Funktion und jeweiligen Repräsentationscharakter
des Raumes abzustimmen. Weiter hatte der Architekt auch
die Forderung nach interessanten, über die einzelnen
Räume selbst hinausweisenden perspektivischen Durchblicken
und malerischen Ausblicken zu berücksichtigen, nicht
zuletzt mit dem Ziel, fliessende Übergänge zwischen
arkitektonischem Innenraum und natürlichem Aussenraum
zu schaffen.
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